Gespräche über Kunst und die Welt

Der bekannte Autor Norbert Scheuer las aus seinem bislang unveröffentlichten Manuskript „Die Sprache der Vögel“. Foto:Steffi Tucholke/pp/ProfiPress Diskussion um „Geschichten (und Musik) vom Dorf für die Welt“ – Literatur- und Musikabend im Rheinischen Industriemuseum – Eifelakteure vom Mechernicher Bleiberg rezitieren aus ihren Werken: Der 1961 in Mechernich geborene Musikprofessor Hans-Peter Salentin war ebenso am Start wie die Autoren Norbert Scheuer aus Keldenich und Manni Lang ausMechernich-Lückerath Kuchenheim/Mechernich – „Das Dorf ist der Ausgangspunkt.“ Dies haben die drei Eifelakteure Hans-PeterSalentin, Manfred Lang und Norbert Scheuer gemeinsam, aber inwiefern hat das Dorf auch einen Einfluss auf ihr künstlerisches Schaffen?Mit der Frage nach der Verbindung von Dorf und Welt beschäftigte sich am Donnerstag der Literatur- und Musikabend im Rheinischen Industriemuseum. Geschichten ohne Worte – entscheidend ist, wo man sich befindet, nicht wo man herkommt, glaubt Hans-Peter Salentin. Die Ansätze sind dabei denkbar unterschiedlich. Der Bad MünstereifelerHans-Peter Salentin ist als Jazztrompeter und Komponist auf den Bühnen Europas unterwegs. Norbert Scheuer aus Kall-Keldenich hat sich vor allem mit Romanen und Gedichten, die sich häufig umProtagonisten aus der Eifel drehen, bundesweit einen Namen gemacht. Manni Lang aus Lückerath ist als Autor und Regionalmatador in Sachen Eifelgeschichten und Mundartdichtung besonders in Eifel und Rheinlandbekannt. Unter dem Titel „Von hier aus: Geschichten (und Musik) vomDorf für die Welt“ boten sie den mehr als 100 Gästen in der traditionsreichen Shedhalle der ehemaligen Tuchfabrik Rezitationenihrer Werke, bevor sie sich im Gespräch auf Augenhöhe mit dem Publikum trafen. Der Abend fand als Teil der Literaturreihe „Gesprächund Rezitation“ des Museumsfördervereins statt. In einem Ausschnitt aus seinem Erzählband „Träumeland ist abgebrannt“ beschäftigt sich Manni Lang mit Geschichten aus seiner Kindheit, deren Eindrücke vor allem von Intensität der Ereignissegeprägt sind. Als „Heimat“ entpuppt sich dann auch nicht der geografische Ort, sondern vielmehr der Zustand, der sich aus dem Zusammenspiel von Menschen, Dörfern, Städten und Landschaften ergibt. Mit dem Heimatdorf als Ausgangspunkt wird schließlich auchdas zukünftige Weltbild entscheidend geprägt. Mit der Spannung zwischen Welt und Dorf befasst sich auch Norbert Scheuer, der aus seinem noch unveröffentlichten Manuskript„Die Sprache der Vögel“ vorlas. Protagonist der Erzählung istein Dörfler aus Kall, den es als Soldaten nach Afghanistan verschlägt. Dort lebt er in der einer mit Stacheldraht umzäunten Kaserne, von wo aus er in seiner Freizeit die Vögel beobachtet. DieFreiheit der Tiere, die sich weder nach Absperrungen, noch nach willkürlichen geografischen Grenzen richtet, steht im Kontrast zum Leben in der Kaserne, die in gewissem Sinne auch dörfliche Strukturen aufweist. Während in dem Roman immer wieder Dorf und Welt miteinander inBeziehung gesetzt werden, ist für Hans-Peter Salentin vielmehrentscheidend, wo man in diesem Moment lebt, mit welchen Menschen undin welcher Umgebung. „Man kann zwar häufig hören, wo ein Musiker herkommt, aber das spielt keine Rolle.“ Auf seiner Trompete scheintSalentin ebenfalls Geschichten zu erzählen – nur eben ohne Worte.Experimentell muten die Stücke an, in denen die Töne mal mystischvon den Hallenwänden zurückgeworfen werden, um dann in schnellererFolge eine Art Dialog zu bilden. Im Gespräch mit dem Publikum bilden sich unterschiedliche Ideen heraus, vom Dorf als Ausgangspunkt der Wahrnehmung bis zum Einflussvon Menschen und Umgebung auf das aktuelle Schaffen. Dehnbar scheintauch der Begriff der dörflichen Struktur, wenn er sich etwa auf die(überschaubare) Anzahl der Kommunikationspartner bezieht. „Auch inder größten Stadt lebt man in einer dörflichen Kultur“, glaubtNorbert Scheuer. Ähnlich sieht es auch Manni Lang: „Man kann aneinem Ort alles erleben.“ Letztendlich sei der Blick vom Weltraumauf die längst verglühten Fixsterne genauso wahr wie die Spiegelungder Sterne in einer Pfütze im Eifeldorf. pp/Agentur ProfiPress alle Fotos: SteffiTucholke/pp/ProfiPress