Kritik „Weihnachtslieder“ in Bad Münstereifel ,,Töne wie funkelnde Schneeflocken…“

Hans-Peter Salentin und seine Kollegen verzauberten zum dritten Mal mit einem Weihnachtskonzert in der Evangelischen Kirche Bad Münstereifel. Von links: Hans Fücker, Bodo Klingelhöfer, Bianka Kerres, Hans-Peter Salentin, verdeckt dahinter Stephan Schneider. Photo co Carolin Bietzker

Kölner Stadtanzeiger und Kölnische Rundschau :

Bad Münstereifel –

„Weihnachtslieder“ lautete schlicht der Titel von Hans-Peter Salentins Konzert zur Adventszeit.

Mit diesem Programm ging er zum dritten Mal auf eine musikalische Zeitreise zurück in seine Kindheit und weckte dabei auch beim Publikum Erinnerungen.

von Carolin Bietzker

„Das ist so ein bisschen wie zu Hause“, erklärte der professionelle Jazz-Trompeter: „Meine Mutter hat gesungen, mein Vater sang meist die zweite Stimme dazu.“ Die Stimmung, die er und seine beiden Geschwister dabei erlebt haben, holte Salentin jetzt in die Evangelische Kirche zurück. Ohne „Weihnachtsmarkt-Gebimmel“ machte er das Gotteshaus zur adventlichen Stube, verzichtete auf Amerikanismus, sondern griff lieber auf altes kirchliches Liedgut zurück, das seine Wurzeln sowohl im Katholischen als auch im Evangelischen hat. Viele Kerzen und ein farblich geschmackvoll changierendes Licht im Hintergrund unterstrichen die feierliche Besinnlichkeit, die die vielen Zuhörer sehr genossen.

 

Bild könnte enthalten: 4 Personen, Personen, die stehen, Anzug und InnenbereichPhoto co Privat
( Hans Fücker-Piano  HpSalentin Tp/Flgh  Bianka Kerres Gesang   Stephan Schneider – Drums   Bodo Klingelhöfer Kontrabass)

Wieder mit dabei waren die Sängerin Bianka Kerres, Hans Fücker am Piano, Bodo Klingelhöfer am Bass und der Schlagzeuger Stephan Schneider. Zunächst stellten die fünf Künstler die Weihnachtslieder im Original vor. Danach wurde entspannt gejazzt. Mit „Ich steh’ an deiner Krippen hier“ begann das zweistündige Konzert. Die Zuhörer, die Salentins Weihnachtslieder schon einmal gehört haben, freuten sich besonders auf dieses Lied, das aus dem heute gängigen Repertoire nahezu verschwunden ist und dennoch seine Wirkung nicht verfehlte. Danach war das Publikum ganz und gar mitten in der Weihnachtsgeschichte angekommen, die im Trubel oft in den Hintergrund gerät.

Bianka Kerres berührte mit ihrem schnörkellosen, natürlichen Gesang und ihrer klaren Stimme. Sie nahm sich Zeit, interpretierte die Lieder eher entschleunigt und ein wenig erhaben. Die Band begleitete sie dabei im alten Choralstil, meist ohne Schlagzeug, bevor sie auf eigene musikalische Reise ging. Dabei griffen die Instrumentalisten die Stimmungen der Lieder gekonnt auf und entwickelten sie in derselben Richtung weiter.

Tolle Soli bereicherten das schöne Programm. Der Pianist Hans Fücker begeisterte mit facettenreichen Improvisationen, bei denen auch im virtuosen Modus nicht die leiseste Hektik aufkam. Mit kraftvoller Fingerarbeit ließ Bodo Klingelhöfer seinen Bass erklingen. Selbst in hohen Lagen spielte er weich und voll schwingende Töne, während Hans-Peter Salentin ohne elektronische Tricks den Klang von Trompete und Flügelhorn fantasievoll variierte. Stephan Schneider übte Zurückhaltung, setzte aber immer wieder Akzente. Die vier präsentierten sich als perfekt eingespieltes Team von Individualisten, die jeder mit eigenem Kopf, aber auf gemeinsamer Wellenlänge agierten.

Lässig wirkte die Improvisation über „Kommet, ihr Hirten“, hochkonzentriert „Es kommt ein Schiff geladen“, wobei die Band reizvolle, absolut präzise Pauseneffekte einbaute. Eine besonders liebevolle Begleitung spielten Hans Fücker und Bodo Klingelhöfer zu „Süßer die Glocken nie klingen“. Entzückend hohe, klare Klaviertöne leiteten das Lied „Vom Himmel hoch da komm ich her“ wie funkelnde Schneeflocken ein.

Dank an den Hausherrn

Zum Schluss des Programms mischte auch Bianka Kerres beim Jazz mit. Bei „Es ist ein Ros’ entsprungen“ ließen es die fünf Musiker dann doch noch fetzen.

Insgesamt vier Konzerte gab Hans-Peter Salentin in diesem Jahr in der Evangelischen Kirche, in der sich die Musiker sehr wohlgefühlt haben. Er dankte dem Hausherrn Pfarrer Frank G. Raschke für sein Vertrauen, für die stete Unterstützung und dessen Gastfreundschaft.

hp-salentin

Salentin, der im Alter von elf Jahren sich der Trompete zuwendete, studierte von 1981 bis 1986 Musik an der Musikhochschule Köln. Sein Lehrer waren u.a. Jon Eardley. Er spielte u.a. mit James Carter, Chick Corea, Bob Mintzer, John Scofield, Andrea Centazzo, Miroslav Vitouš und Charlie Mariano. Daneben wirkte er bei Produktionen von Phillip Boa, Rainhard Fendrich und Purple Schulz mit und trat fast 20 Jahre in der Hausband der Harald-Schmidt-Show auf. Bill Dobbins bezeichnete ihn als „einen der besten Trompeter der heutigen europäischen Szene“. Nach dem Jazz Podium (2008) hat er „sich zu einem bedeutenden Trompeter der europäischen Jazzscene entwickelt“. Das amerikanische Internetmagazin All about Jazz verglich seine Spielweise mit Miles Davis, Nils Petter Molvær und Markus Stockhausen. 2003 wurde er zum Professor an die Hochschule für Musik Würzburg berufen. Neben seiner Hochschullehrer- und Konzerttätigkeit ist er als Komponist tätig. Er komponierte auch Filmmusik und für Streichquartette. Mittlerweile hat er über 20 eigene Alben veröffentlicht. Auf seiner Webseite ist u.a. eine umfangreiche „Improvisationsschule“ (200 Seiten) zum freien Download bereitgestellt. Als Jazzmusiker ist er ein wahrer Echtzeitkomponist ( Real Time Composer ) und Melodienerfinder. Das erleichterte es ihm sowohl als Komponist (mittlerweile 20 CDs unter seinem Namen, Filmmusiken, Musik für Streichquartette), als auch als Produzent (Lounge Musik) seine Ideen zu verwirklichen. Das musikalische Spektrum seiner Produktionen ist weit gestreut. Es bewegt sich zwischen Mainstream, freien Improvisationen und Wave Music. Seine Trompetenschule bekam den Deutschen Musik Editions Preis (AMA-Verlag) und auf Salentins Homepage findet man ein Improvisationsschule zum kostenlosen Download. Seit 2010 betreibt Salentin das Label und den Verlag Dewey Records. Viele seiner Kompositionen sind auch für Big-Band arrangiert und seit 2015 ist er künstlerischer Leiter der Westphalien Big Band. Er war Yamaha Rec Artist (2003 bis 2010). Seit Juli 2010 ist Salentin Adams Artist und spielt ausschließlich Instrumente von Adams-Netherlands. Seine Konzert und Workshop Tätigkeiten führen ihn oft ins Ausland. Zu erwähnen wäre besonders : die Zusammenarbeit mit dem Frauen Chor von Gavoi-Sardinien, unter der Leitung von Mauro Lisei, die Cooperation mit Julia Sawicka-Pro Musica -Polen ( u.a. ,,Music of Sting'' mit Orchester ) und in jüngster Zeit das ,,International Jazz Project'' in der Ukraine mit Laura & Kristina Marti, unter Mithilfe von Jazz in Kiew, mit dem Salentin in Lviv, Kiew und Odessa konzertierte, das Projekt ,,Kazhargan's World '' , das Musiker aus der ganzen Welt ( New York, Russland, Deutschland, Frankreich ) zu einem CD Projekt zusammen geführt. Heute gibt es bereits 3 CD,s dieser Formation. Salentin,s Masterclasses sind ein sehr beeindruckendes Erlebnis, da er das Call und Response Prinzip in seinen Stunden verwirklicht und dies für alle ohne große Einführung umsetzbar ist. Sein großes musikalisches Spektrum und seine pädagogische Tätigkeit lassen dies zu einmaligen musikalischen Events werden.