12.07.2016 Bonner General Anzeiger : Danke für diese Kritik :)

,,Sommer Jazz “

Das Konzert war viel zu früh beendet
Salentins souliger Sommernachtsjazz
Trompeter Hans-Peter Salentin bot abwechslungsreiche Jazzkost im Augustinum.
Foto: Gausmann

 

12.07.2016 BAD NEUENAHR. Mit einer Mischung aus Eigenkompositionen und großen Namen der Jazzgeschichte hat Trompeter Hans-Peter Salentin im Bad Neuenahrer Augustinum zum „Sommernachtsjazz“ aufgespielt.

Durch den Abend begleiteten den Münstereifeler Konstantin Wienstroer am Kontrabass, Markus Wienstroer an der Gitarre, Stephan Schneider am Schlagzeug, Hans Fücker am Klavier und Bianka Kerres als Sängerin. Zusammen zeigte sich die Combo als pulsierender Organismus, der das Publikum Stück für Stück begeistern konnte.

Wer von der Hitze des Tages in die Kühle des Theatersaals der Seniorresidenz trat, der wollte erst einmal ausruhen. Diesen Wunsch erfüllten die Musiker mit den entspannten Kompositionen „Je veux“ und „Ballerina“ aus der Feder von Salentin selbst, die im Bar-Sound dafür sorgten, dass alle entspannt auf ihren Stühlen saßen.

„Surface on the water“ führte lateinamerikanische Rhythmen in das Konzert ein und lockte die entspannten Lebensgeister aus den Füßen der Zuhörer. „La Valse des Lilas“ von Michel Legrand präsentierte eine Blumenwiese im Sommerwind und ließ mit seinem schwebenden Schluss die Träume hinter geschlossene Augen langsam verfliegen. Höhepunkt des Abends war die waghalsig-grandiose Interpretation von George Gershwins Klassiker „Summertime.“ Hätte Sängerin Kerres nicht die entsprechenden Zeilen gesungen, man hätte das Stück unter den coolen Riffs von Gitarrist Wienstroer erst nicht erkannt.

Es entspann sich ein energiegeladener Dialog zwischen Kontrabass und Trompete, bevor Salentin sich musikalisch in den Hintergrund verabschiedete und dem Klavier die Oberhand überließ. Fücker groovte in seinem Solo derart ab, dass es ihn bald nicht mehr auf seinem Klavierhocker hielt – das Publikum war aus dem Häuschen. Den knarzenden Schlussakkord ließ sich die Trompete jedoch nicht nehmen, bevor die Musiker erneut im aufbrandenden Applaus des Publikums baden durften.

Mit Beifall nach den Solopassagen geizten die Besucher keinesfalls. Sei es zum ausgedehnten Kontrabass-Solo in Salentins bekannter Komposition „Landscape“, das dieser mit einem Flügelhorn bestritt, oder zum orientalisch angehauchten Tänzchen von Pianist Fücker mit seiner Melodica im Mundwinkel: Die Zuhörer ließen keine Gelegenheit aus, ihre Begeisterung kundzutun. Mit den Anklängen an „Eleanor Rigby“ von den Beatles in „Dusty Day“ und dem ruhig-verträumten „Cinema Paradiso“ von Ennio Morricone nahm das Konzert zu seinem Ende hin immer weiter Fahrt raus, was aber niemandem aufstieß. Geschlossene Augen und leise wippende Füße begleiteten den Sonneruntergang vor den Mauern der Residenz. Kerres hatte ihren souligen Auftritt in „The Girl from Ipanema“ und mit „Fragile“, einem Stück über die Zerbrechlichkeit des Menschen verabschiedeten sich die Musiker gefühlt natürlich viel zu früh von ihren Zuhörern. (Sebastian Kirschner)

Foto: c.o.Gausmann